Dabei sind es, so mein Eindruck, nicht einmal die, für die sie hier das Wort ergreifen, die am lautesten, am vehementesten gegen die Neuankömmlinge wettern. Schließlich weiß man dort noch am ehesten, dass Platz in der kleinsten Hütte, dass einer mehr auch noch satt zu kriegen ist.
Hartleibig zeigen sich vornehmlich diejenigen, die in ihrem Neid, ein anderer könnte unverdient mehr als ein Kanten altes Brot („undankbar“) begehren. So wird aus diesen auch der „Wirtschaftsflüchtling“ (= zu Hause hat er ein Vermögen, hier will er schmarotzen), gegen den sowohl die bisherigen „wirklich Bedürftigen“ und diejenigen, die „ein Recht auf Schutz haben“ aufbegehren sollen. Damit an dieser Konstellation sich möglichst wenig ändert, schafft man Lager, die erst die Probleme schaffen, die in der Folge Anlass bieten zu sagen, man habe ja schon immer darauf hingewiesen. Und man hält möglichst viele (nicht bloß Fremde) davon fern, ihren Teil beitragen zu lassen, um mit Almosen deutlich zu machen, dass sie nicht dazugehören (sollen). Dass es sich um Gnadenakte handelt, die jederzeit geändert, widerrufen werden können. Hier hilft keine Empathie, sondern nur die Anstrengung, ihnen die Fahne aus der Hand zu winden, d. h. sie sowohl von der Macht fernzuhalten wie ihren Anspruch auf das Monopol zu begrenzen, für das „wahre Deutschland“ zu sprechen.
(Empathie als Umgangsform mit den Flüchtlingen III)
Erstmals erschienen 08.11.2015 18:05 Uhr im Leserforum (User wp10) Antwort auf username
Der Tagesspiegel ® 09.11.2015 Die unheimliche Not der anderen
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